Seekrankheit
"Lieber draussen frieren als drinnen kotzen"
Kaum einer unserer Seglerstammtische vergeht, ohne dass das Thema Seekrankheit auf den Tisch kommt. Kein Segeltörn kommt beim abendlichen Ankerbier ohne Geschichten über den 'Beinahe-Tod' aus. (Zitat von H. B. aus W.* : "Ich dachte, ich müsste sterben"). Grund genug für uns also, dieses Thema einmal aufzugreifen.
* Name wurde durch die Redaktion geändert

Was ist also wirklich dran, an der Seekrankheit und warum kommen selbst gestandene Skipper manchmal nicht umher, die Fische zu füttern, ohne dass diese es wollen.
Hier soll nun weniger auf die biologischen und medizinischen Grundlagen als mehr auf Tips und Ratschläge zur Vermeidung bzw. Eindämmung der Seekrankheit eingegangen werden. Natürlich übernehmen wir hierfür keine Garantie und weisen ausdrücklich darauf hin, dass bei genannten pharmazeutischen Präparaten unbedingt auch die Packungsbeilage zu lesen ist !

Für alle diejenigen, die es wirklich ganz genau wissen wollen, haben wir am Ende ein paar Links zusammengestellt.


Wirkung und Auslöser

Selbst die deutsche Marine untersuchte wegen der vielen tausend Opfer differenziert die Wirkmechanismen der Seekrankheit. Bis heute sind diese allerdings weitestgehend nicht bekannt.
Es ist jedenfalls soviel bekannt, dass es irgendwas mit widersprüchlichen Informationen von Auge und Gleichgewichtsorgan an das Gehirn zu tun hat.
Die Seekrankheit verschwindet schneller als sie gekommen ist - nämlich, wenn wir wieder festen Boden unter den Füßen haben. Nach 1-3 Tagen sollte sie dann eigentlich ganz verschwunden sein. So trug es sich z.B. auch bei H .B. aus W. zu, die am ersten Tag ihres ersten Segeltörns schon fest der Ansicht war, nie wieder eine Segelyacht zu betreten.
Merkwürdigerweise tritt die Seekrankheit mit zunehmendem Alter immer seltener auf. Wir können also
hoffen ...

Nicht alleine auslösend, aber begünstigend wirken folgende "Parameter" :

  • zu wenig Schlaf
  • Angst und Stress durch mangelndes Vertrauen in Schiff, Skipper, Crew
  • Stress durch körperliche Beschwerden (Hitze, Kälte, Grippe, Menstruation)
  • Rauchen
  • zu starker Alkoholgenuss am Vorabend ("Ein Bierchen geht noch ...")

 

Abhilfe und "Lösungen"

Wahrscheinlich gibt es mittlerweile mehr Lösungen und "Patentrezepte" als Fälle von Seekrankheit. Deshalb werden wir hier nur ein paar Vorschläge aufgreifen, die uns am sinnvollsten erscheinen.

Zunächst erstmal ein paar einfache Dinge :

  • genügend Schlaf
  • gesunde Ernährung (fettarm, Kohlehydrat)
  • zwischendurch kleine Häppchen
  • Vitamin C
  • viel Wasser trinken (kein Kaffee, kein Schwarztee, kein oder nur wenig Alkohol (auch wenn's schwer fällt))
  • Zuwendung und Ablenkung
  • Beschäftigung (Steuern nach Landmarken o.ä., nicht aber nach Kompass !)

Wenn das alles nicht hilft

Da ist z.B. 'Super-Pep forte', das wirklich nur angewendet werde sollte, wenn echter Bedarf entsteht und dessen Wirkung nach ca. 5 Minuten eintritt. Mögliche Nebenwirkungen, wie Halluzinationen, Magenbeschwerden und Hautreaktionen sollten hierbei aber nicht ausser Acht gelassen werden.
Hingegen ist 'Vomex-A' ein Mittel, das schon am Morgen bei Verdacht auf Seekrankheit eingenommen werden sollte. Es hilft angeblich auch in den meisten Fällen. Der Nachteil hierbei ist, dass es wohl eine gewisse Müdigkeit hervorruft (a.d.R.: was bei manchen Mitseglern nicht immer von Nachteil ist).
'Stutgeron-Forte' schnitt bis vor einiger Zeit noch am besten ab, aber es ist mittlerweile vom Markt genommen worden.
Aktuell gibt es wohl nur ein Mittel, das auch in der Berufsschifffahrt seine Anwendung findet :
'Cinaricin'.
Es hat zwar nicht gerade wenige Nebenwirkungen, aber wer einmal so richtig Seekrank war, dem werden diese hierbei eher vernachlässigbar vorkommen. Dieses Mittel ist Verschreibungspflichtig !

 

Oder so ...

Es mag vielleicht etwas komisch klingen, aber 'Bananen' gehören ebenfalls mit zur Bekämpfung.
Sie helfen zwar nicht unmittelbar gegen sie Seekrankheit aber sie schmecken "rauf wie runter" gleichermaßen. Durch den Schleim werden alle Magensäfte gebunden, was wiederum "schmerzfreies Übergeben" ermöglicht!
Ist das nicht schön ?

Ansonsten sei noch aus eigner Erfahrung zu erwähnen, dass man als potentieller "Über-die-Reeling-Hänger" den Aufenthalt unter Deck während der Fahrt so kurz wie möglich halten sollte. Das heißt auch, dass Mann und Frau sich vor dem Gang auf's Bordklo schon weitestgehend entkleiden und nicht erst unter Deck Lifebelt und Regenkombi abstrampeln sollten.

Um eine Katastrophe zu vermeiden, sollten Skipper und Crew in der Lage sein, dass Schiff beizudrehen, wenn ein 'flauer' Mitesegler seine Notduft auf dem Bord-WC verrichten muss. Um es klar zu sagen : Gleichzeitiges Scheißen und Reiern ist schlichtweg auf einer Yacht-Toilette nicht möglich !

 

Der Notfall

Bei schwerer Seekrankheit (restloses Erbrechen, Verlust der Selbststeuerung, Dehydrierung) helfen nur noch Darmzäpfchen: Paspertin oder MCP. Gibts auch als Tropfen (leichter anzuwenden, aber wegen Erbrechen evtl. schwieriger zu dosieren ).

Schwere Seekrankheit ist mit Selbstmordgefahr verbunden !
Der Betroffene gehört unter ständige Beobachtung !

 

Links zur Seekrankheit