Leeward Islands 2006
von St. Martin nach Guadeloupe


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Die Yacht

OCEANIS Clipper 473 Commodore (2004)

Daten:

Ausstattung:
Länge über Alles: 14,48 m - Anker-Kette: 32 Meter - Kompressor-Kühlsystem
Breite 4,31 m - Elektron. Sumlog, Echolot - Bimini
Tiefgang: 2,10 m - UKW , Radio, CD-Spieler - BBQ-Grill !!
Verdrängung: 11,010 Tonnen - GPS, Kartenplotter
Kabinen: 4 -Autopilot
Kojen: 8  
Großsegel : 46,50 m² Motor: 
Genua (Rollreff): 67,40 m² Yanmar 73 kW/ 100 PS
 

Die Crew


Andreas
Skipper, Autor


<
Stefan
Co-Skipper, Navi

 


Katja
Crew, Steuerfrau


Britta
Crew, Steuerfrau



Klaudia
Crew, Steuerfrau



Buggi
Crew, Steuermann, Fischer




Siggi
Crew, Steuerfrau


 

Der Törnverlauf

0.Tag, Sonntag, 30.04.2006: St. Martin-Marina Oyster Pond
1.Tag, Montag, 01.05.2006: St. Martin-Marina Oyster Pond -> St. Martin-Great Bay
2.Tag, Dienstag, 02.05.2006: St. Martin-Great Bay-> St. Martin-Marigot Bay
3.Tag, Mittwoch, 03.05.2006: St. Martin-Marigot Bay
4.Tag, Donnerstag, 04.05.2006: St. Martin-Marigot Bay -> Statia-Oranje Bay
5.Tag, Freitag, 05.05.2006: Statia-Oranje Bay -> St. Kitts Bassteree
6.Tag, Samstag, 06.05.2006: St. Kitts Bassteree
7.Tag, Sonntag, 07.05.2006: St. Kitts Bassteree -> Antigua-English Harbour
8.Tag, Montag, 08.05.2006: Antigua-English Harbour
9.Tag, Dienstag, 09.05.2006: Antigua-English Harbour
10.Tag, Mittwoch, 10.05.2006: Antigua-English Harbour -> Antigua-Mamora Bay
11.Tag, Donnerstag, 11.05.2006: Antigua-Mamora Bay
12.Tag, Freitag, 12.05.2006: Antigua-Mamora Bay -> Guadeloupe-Anse Deshaies
13.Tag, Samstag, 13.05.2006: Guadeloupe-Anse Deshaies
14.Tag, Sonntag, 14.05.2006: Guadeloupe-Anse Deshaies -> Guadeloupe-Ilets à Goyaves
15.Tag, Montag, 15.05.2006: Ilets à Goyaves -> Terre-de-Haut - Anse à Cointe
16.Tag, Dienstag, 16.05.2006: Terre-de-Haut - Anse à Cointe -> Terre-de-Haut - Anse du Bourg
17.Tag, Mittwoch, 17.05.2006: Terre-de-Haut - Anse du Bourg
18.Tag, Donnerstag, 18.05.2006: Terre-de-Haut -> Guadeloupe - Pointe a Pitre
19.Tag, Freitag, 19.05.2006: Guadeloupe - Pointe a Pitre
20.Tag, Samstag, 20.05.2006: Guadeloupe - Pointe a Pitre -> Paris
21.Tag, Sonntag, 21.05.2006: Paris - Düsseldorf

     

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Sonntag, 30.04.2006
St. Martin-Marina Oyster Pond 18°03.3'N 63°00.9'W

Ankunft

Wir sind da !!!

Als der Airbus 340 der Air France um 13:30 kurz vor der Küste von St.Martin auf die Landebahn zusteuert, stockt uns der Atem. Wir befinden und nur wenige Meter über dem Meer, überfliegen dann einen kleinen Strand um kurz danach auf der Landebahn zwischen Palmen und Meer zum stehen zu kommen. Wir sind da !
Ein kurzer Hitzeschlag überkommt uns, als wir aus dem Flugzeug aussteigen. St. Martin, 32°C, leichte Brise, die Frisur hält, das Deo versagt langsam.

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Nach der Gepäckausgabe werden wir bereits von einer Frau mit Kleinbus erwartet. Mit Mühe und Not quetscht sich die 7-köpfige Crew samt Gepäck in das enge Vehicle. Völlig überladen! Die Fahrerin - eine stattliche Dame - macht dabei den Löwenanteil aus.
Da unsere Yacht - 'Audrey' - noch nicht gesäubert ist, machen wir es uns in der Dingi-Dock-Bar in der Marina von Oyster Pond bei Bier und Cocktails gemütlich und genießen das karibische Ambiente. Wir können es noch nicht so richtig fassen, dass wir nun endlich da sind.

Spät nachmittags beziehen wir unser schwimmendes Hotel, essen eine Kleinigkeit, versaufen unsere ersten Biervorräte, die Sunsail schon angeliefert hat und fallen recht früh ins Bett.

1.Tag, Montag, 01.05.2006
St. Martin-Marina Oyster Pond -> St. Martin-Great Bay 18°04.4'N 63°05.7'W

Route

"You are on holiday ..."

Die Sonne ist noch nicht ganz aufgegangen, da macht sich schon leichte Unruhe an Bord breit. Vor dem Frühstück ein kleiner Spaziergang, um den wundervollen Ausblick auf den Atlantik werfen zu können.

Das Sunsail-Team lässt es sich nehmen, die Skipper vor dem Auslaufen einem zweistündigen Briefing zu unterziehen, um über das Revier und die sog. "Restricted Areas" aufzuklären. Die rotmarkierten Gebiete auf den Seekarten weisen ganz deutlich darauf hin, wo wir nicht ankern dürfen. Naja, ein paar Buchten dürfen wir dann wohl aber doch noch anlaufen. Es folgt die Bootsübergabe, die Sicherheitseinweisung an Bord und die Rollenverteilung. Wir sind startklar.
Ein Skipper von Sunsail kommt an Bord, um uns aus der Marina zu bringen und uns den Weg durch die enge Riffpassage von Oyster Pond zu zeigen. "You are on holiday", meint er im lässigen Ton und gibt uns damit zu verstehen, dass wir uns brav hinsetzen sollen und ihm auch nicht zu helfen brauchen. Na gut.

Dann endlich das ersehnte "It's your boat now", und er geht mit einem kurzen Gruß von Bord.
Segel setzen, Motor aus und Kurs auf die Great Bay. Weit kommen wir nicht. Der Wind schläft ein. Mist! Dies gibt uns aber die Gelegenheit, den ersten Körperkontakt mit dem 28°C warmen karibischen Meer aufzunehmen..
Auch das Dingi unterziehen wir einer ersten Belastungsprobe.
Es geht weiter unter Motor in die Great Bay. Sie ist eigentlich keine schöne Bucht. Dennoch ist sie für uns der ideale Ausgangspunkt, um uns am nächsten Tag mit festen und flüssigen Nahrungsmitteln zu versorgen.

Es folgt unser erstes Ankermanöver in freier Wildbahn. Und tatsächlich - beim zweiten Anlauf hält er!
Was nun folgt, dürfte ein Meilenstein in der Geschichte sämtlicher Karibiktörns sein. Wir grillen. Und zwar nicht (mit) irgendwas, sondern eigens mitgebrachte Grillwürstchen ("Soldaten") aus Bochum, die übrigens immer noch fast tiefgekühlt sind. Und jetzt kommt der Hammer: Selbst die Grillkohle haben wir aus der Heimat mit eingeflogen. Diese hat allerdings am Düsseldorfer Flughafen für einiges Aufsehen und Kopfschütteln gesorgt.
Uns schmeckt's prima !

2.Tag, Dienstag, 02.05.2006
St. Martin-Great Bay-> St. Martin-Marigot Bay 18°01.2'N 63°03.1'W

Route

Erstens kommt es anders - und zweitens als man denkt

Wir setzen mit unserem Dingi, dessen Motor alles andere als zuverlässig ist, über nach Phillipsburg.
Der Supermarkt ist direkt gegenüber vom Dingi-Dock. Ob er heute allerdings aufmacht, weiß keiner so recht.
Denn hier ist heute ein Feiertag - von dem wir nichts wussten.
Aber er macht kurze Zeit später auf. Wir kaufen 4 große Einkaufswagen voll. Einer davon beinhaltet nur Bier - Becks!!!
Die Verladung nimmt einige Zeit in Anspruch, da die Audrey ziemlich weit draußen in der Bucht liegt, und sich der Außenborder gegen uns stellt.

Danach wollen wir ausklarieren. Doch die Behörden hier haben heute geschlossen und auch der beschwerliche Fußmarsch zur hiesigen Polizei-Station bleibt erfolglos. Man schickt uns zum Immigration Office nach Marigot. Das liegt ca. 14 sm weiter. Das ist wohl heute Nachmittag noch zu schaffen. Also, ab dafür - Anker auf und Kurs Richtung Marigot Bay.

Die Sonne lacht, der Wind stimmt und wir umrunden die Südwest-Spitze von St. Martin und schauen uns die "spektakulären" Landeanflüge der großen Flugzeuge an.
Um 17:08 fällt der Anker in der Marigot Bay. Ab ins Wasser - mal sehen ob der Anker hält. Ein großer Fisch taucht plötzlich unter dem Boot auf. Ein Baracuda. Während Andreas zusieht, dass er schnell wieder an Bord kommt, will sich Herr Jordan selber von der Anwesenheit des Fisches überzeugen und ist ganz fasziniert davon.
Ein leckeres Abendessen aus Hühnchenfleisch, Mais und Reis versüßt uns den Sonnenuntergang.

3.Tag, Mittwoch, 03.05.2006
St. Martin-Marigot Bay

Gefangen auf St. Martin

Hallo ? Globale Klimaveränderung, oder was ist hier los? Unsere Daheimgebliebenen rekeln Ihre Bäuche bei 27°C in der Sonne, und wir können den Bug unserer Audrey wegen des schweren Regens kaum sehen!
Wenn man dem Törnführer glauben schenken soll, so beträgt die Niederschlagsmenge in den Leeward Islands im Mai nur 3,9 Inches bei 1,9 Regentagen. Die Menge an Regen dürfte alleine schon während des Frühstücks unter Deck über uns niedergegangen sein. Doch es sollte nicht der letzte Regenguss am heutigen Tag gewesen sein.
Stefan und Andreas setzen über nach Marigot um auszuklarieren. Denkste !
Zunächst teilt man uns und ein paar anderen Skippern, die morgens noch guter Dinge sind, mit, dass wir um 09:00 wieder kommen müssten. Na gut, wir haben ja Urlaub. Um Punkt 09:00 sind wir wieder da, und warten, und warten, und es kommen immer mehr Ausreisewillige. Wir warten bis 09:45, als uns höflich aber bestimmt mitgeteilt wird, dass das Immigration Office heute erst um 14:00 Uhr aufmacht. Wollen die uns hier eigentlich verarschen?
Tja, damit hat sich unser heutiges Tagesziel St. Barth dann wohl erledigt, und auch nach Statia schaffen wir es nicht mehr.

Also klarieren wir nachmittags aus, befüllen unser Schiffchen nochmal mit Frischwasser und flanieren durch den schönen Stadtkern von Marigot. Somit sind wir am nächsten Morgen startbereit für den Ritt nach Statia.
Am späten Abend dann plötzlich ein lauter Knall - ein helles Licht erleuchtet die ganze Bucht. Seenotsignale ?
Hier ? Sehr ungewöhnlich. Aber nein, keine 200 Meter von uns hat eine Luxus-Yacht festgemacht. Und für die geladenen Gäste an Bord wir eigens ein Feuerwerk inszeniert. Wir stellen uns vor, das Feuerwerk sei nur für uns und erheben darauf die Gläser!

4.Tag, Donnerstag, 04.05.2006
St. Martin-Marigot Bay -> Statia-Oranje Bay 17°28.5'N 62°59.5'W

Route
amwindkurs.de testet "Audrey" unter Motor

Um 08:00 lichten wir den Anker und nehmen bei einem lauen Lüftchen Kurs auf Statia - unter Segel. Doch schon nach einer halben Stunde zeigt uns das GPS gnadenlos, dass wir absolut keine Fahrt mehr machen. Die Segel hängen schlaff und das Wasser um uns herum ist spiegelglatt. Also, Motor an.
Buggi, der sich am Tag zuvor mit einem Angelequipment ausgestattet hat, versucht sein Glück.
Knappe 10 Stunden Fahrt unter Motor liegen vor uns.

Während wir Saba östlich passieren, bildet sich vor uns eine dicke Regenfront. Von weitem sehen, wir die großen Öltanker, die auf Statia ihre Ladung löschen. Kurz nachdem wir die Nordspitze Staias erreichen, kommt das, was kommen muss, die dunkelgrauen Wolken öffnen sich und ergießen sich über uns. Dabei nehmen Wind und Wellengang stark zu. Während wir weiterhin Kurs auf die Oranjebay nehmen und das Wetter immer schlechter wird, ziehen es die Damen vor, sich unter Deck "in Sicherheit zu bringen".


Die Oranjebay ist eigentlich viel zu offen und ungeschützt, um sie als Bay zu bezeichnen. Es gibt hier 8 Mooringbojen zum festmachen. Wir haben Glück - eine ist noch frei. Das Manöver ist nicht ganz einfach. Die Wellen sind hoch, die Sicht vermindert, und der Wind drückt unsere 'Audrey' beim Wenden querab Richtung Ufer. Aber es gelingt beim ersten Anlauf und Stefan und Buggi erwischen den Festmacher der Mooring. Wir liegen zwar fest, aber dennoch ist die 11 Tonnen schwere Yacht ein Spielball der Wellen. Kein Schritt ist möglich, ohne sich festzuhalten.

Der Bug dürfte einen Hub von fast 2,50 Metern zurücklegen. Andere geben für sowas auf der Kirmes viel Geld aus! Heute gibt's kalte Küche. Ein Kochen an Bord ist genauso unmöglich, wie ein Übersetzen mit dem Dingi. Wir haben keine Alternative - es gibt im Umkreis von 30 Seemeilen keine andere Festmachmöglichkeit.
Während wir Käsehäppchen, Wurst, Wein und Bier verdrücken, fragen wir uns schon, wie wohl die Nacht sein wird.

5.Tag, Freitag, 05.05.2006
Statia-Oranje Bay -> St. Kitts Bassteree 17°17.6'N 62°43.5'W

Route
amwindkurs.de testet ärztliche Versorgung auf St. Kitts

Wie nicht anders zu erwarten, ging es die ganze Nacht auf und ab. Besonders Sigi, Britta und Stefan im Bug haben wohl in dieser Nacht mehr Meilen durch die vertikale Schiffsbewegung zurückgelegt, als die 'Audrey' auf unserem ganzen Törn.
In den frühen Morgenstunden hat sich das Meer wieder beruhigt. Keiner von uns hat so richtig gut geschlafen. Die See ist fast spiegelglatt, ein paar Wölkchen am Himmel, und die Morgensonne taucht die nahe gelegene Insel Saba in ein märchenhaftes Licht. Was liegt da näher, als sich aller Kleidungsstücke zu entledigen und ein morgendliches Bad zu nehmen. Die 'Audrey' mutiert zum Nudistenboot. Bald ist die ganze Crew im Wasser.

Nach dem Nacktbaden setzen Klaudia, Katja, Buggi und Skip über, um Brot zu holen. Eigentlich dürften wir ja noch gar nicht an Land, haben ja noch gar nicht einklariert, sind sozusagen Illegale. Illegal ? Scheißegal ! Nahrung geht vor! Nachdem Buggi sich beim anlanden mit dem Dingi scheinbar nur leicht den Knöchel verdreht hat, laufen wir den ehemaligen Sklavenpfad empor nach Oranjestad, um dort Brot zu kaufen. Gesucht, gefunden, gekauft. Obwohl Oranjestad - bedingt durch seinen kolonialen Baustil und der wunderschönen Lage - uns in seinen Bann zieht, legen wir erstmal Wert auf ein ordentliches Frühstück.

Danach geht's zum Immigration Office zum Einklarieren. Während die Crew eine Inseltour mit einem einheimischen Guide macht, zieht es Andreas vor, auf der Audrey "klarschiff" zu machen.

Um 11:45 legen wir ab und nehmen Kurs auf St Kitts (St. Christopher). Ein herrlicher Segeltag. Der Wind nimmt noch ein wenig zu bis auf 4 Bft. Unser Angler wirft die Leine aus. Und tatsächlich geht ihm kurze Zeit später sein zweiter (sein erster Fang war seine holde Gattin) großer kapitaler Fang an den Haken!!
Doch Buggi leidet unter seinem morgendlichen Fehltritt. Das Fussgelenk schwillt weiter an, und er kann kaum noch auftreten. Es hilft nichts - wir nehmen direkten Kurs auf die Marina von Bassterre. Eine Box ist noch frei. Man ist hier sehr hilfsbereit. Von Land aus weist man uns ein und mehrere Leute nehmen die Heckleinen entgegen. Doch bevor wir ins Krankenhaus von Bassterre fahren können, müssen wir uns einklarieren. Der Officer ist gerade im Begriff Feierabend zu machen. Glück gehabt.

Während Buggi im wartenden Kleinbus gegen den Schmerz ankämpft, muss Skippi die Einreiseformalitäten über sich ergehen lassen. Und die haben es wirklich in sich! Neben den normalen Angaben zu Crew und Schiff, kommen Fragen nach Drogen, Alkohol und Waffen hinzu. (Ob es sich positiv auswirkt, wenn wir unseren Drogenkonsum direkt angeben? ) Naja, ein bisschen Alkohol haben wir an Bord ....Nach einer halben Stunde ist der Spuk vorbei und wir düsen Richtung Krankenhaus.
Eine Krankenschwester mit recht wuchtigen Ausmaßen nimmt Buggi's Personalien auf. Britta, die wegen ihrer Sonnenallergie gleich mitgekommen ist, zieht nach. Doch Sonnenallergie kennt man hier nicht.
Wir warten auf die Röntgenassistentin. Diese wohnt scheinbar irgendwo im Norden von Kanada. Denn es vergehen etliche Stunden bis sie von zu Hause kommt.

Der Befund: Verstauchung. Die Therapie: Fuß ruhig stellen und hochlegen. Hallo ? Wir machen einen Segeltörn - und der Patient heißt Burkhard Jordan! Das ist so, als ob man einer Nymphomanin zur Enthaltsamkeit rät!!
Naja, auf dem Rückweg besorgen wir uns noch ganz viel Eis - zum Kühlen von Fuß und Bier.

6.Tag, Samstag, 06.05.2006
St. Kitts Bassteree

Route
Nachtfahrt

Heute werden wir mal eine Inselrundtour machen. Dazu chartern wir einen Kleinbus mitsamt ortskundigem Fahrer. St. Kitts ist seit 1983 autonomer Staat im britischen Commonwealth. Die Insel ist geprägt durch zahlreiche blutige Auseinandersetzung zwischen Franzosen und Briten. Die einheimischen Indianer wurden - wie eigentlich in der gesamten Karibik - getötet. Keine schöne Geschichte.
Das Hauptausflugsziel ist somit heute auch Fort George - eine riesige Festung auf dem Brimstone Hill. Die Ausmaße und der Ausblick sind gigantisch - wohlwissend, dass der geschichtliche Hintergrund tausende Todesopfer gefordert hat.

Wir fahren weiter und bekommen auch einen Einblick in das einfache Leben der Insulaner.
Manchmal kommt man sich schon wie ein Eindringling vor. Aber da der Zuckerrohranbau nicht mehr subventioniert wird, leben die Menschen hier vom Tourismus.

Am späten Nachmittag legen wir ab, um uns vor unserem Nachtschlag nach Antigua bei einem Barbecue in der Bucht von "The Narrows" noch mal richtig zu stärken.
Wir sind spät dran. Es ist 16:35 Uhr als der Anker fällt. Eigentlich spielt in der Karibik Zeit keine Rolle, dennoch hat sich Andreas in den Kopf gesetzt, noch vor der Dunkelheit die Passage von "The Narrows" zu durchfahren. Das veranlasst uns dazu, schon um 18:00 den Anker wieder zu lichten.
Auf der Fahrt zur Passage zwischen Nevis und St. Kitts gibt Andreas letzte Instruktionen und Ratschläge für den bevorstehenden Nachttörn. Ferner wird der Wachplan für die nächsten 24 Stunden festgelegt. Es ist für uns alle der erste Nachttörn.

Wir erreichen "The Narrows" pünktlich zum Einbruch der Dunkelheit. Trotz der modernen Technik an Bord, ist es gar nicht so einfach sich im Dunkeln zurecht zu finden. Man kann die Segelstellung kaum erkennen, und der Wind scheint uns auf die Probe stellen zu wollen. Dreht er doch zunächst andauernd seine Richtung, sodass wir keinen klaren Kurs laufen können.
Die Maschine lässt sich aus unerfindlichen Gründen nicht starten. Das fehlt auch noch!
Die direkte Ansteuerung auf Antigua ist unmöglich. Wir müssten 120° laufen, bekommen aber nicht weniger als 180° hin.
Um 23:00 fällt auch noch das Deckslicht und später sogar noch das Mooringlicht aus.

 

7.Tag, Sonntag, 07.05.2006
St. Kitts Bassteree -> Antigua-English Harbour 17°00.5'N 61 °45.8'W

Route
Approaching Antigua

Die Windstärke liegt zwischen 4 und 5 Bft. Wir haben sicherheitshalber alles gerefft, was zu reffen ist. Trotz Wachplan kann keiner so richtig feste schlafen. Jeder scheint irgendwie abrufbereit zu sein, und jeder erlebt die Nacht irgendwie anders.

Als die Sonne aufgeht, ist es so, als ob wir in eine fremde Umgebung hineinsegeln. Irgendwie schön ! Links von uns - und immer noch 25 sm entfernt liegt Antigua - unser nächstes Ziel. Während der Wind langsam einschläft taucht an unserer Steuerbordseite ein Schwarm von Delphinen auf.
Sie schwimmen fast 20 Minuten um unseren Bug herum, bis der Wind völlig nachlässt. Wir schmeißen den Motor an und nehmen direkten Kurs auf English Harbour. Herr Jordan zieht unterdessen eine weitere Makrele aus dem karibischen Meer. Wir befürchten langsam, dass man uns irgendwann wegen Überfischung des Atlantiks drankriegt.
Die südwestliche Strömung arbeitet gegen uns. Somit erreichen wir unser Ziel erst um 12:45 Uhr. Stefan bugsiert uns rückwärts an Nelson's Dockyard. Wir liegen fest!
Nach einer etwas anstrengenden Einklarierungsprozedur relaxen wir für den Rest des Tages.
Heute ist Sonntag, und da findet auf Shirley Hights die in aller Welt bekannte Barbecue & Steelband-Party statt. Das lassen wir uns nicht nehmen. Kurz vorm Sundowner treffen wir dort ein.

Die Stimmung ist bereits locker und ausgelassen. Das local Beer schmeckt allerdings scheiße und wir überlegen ernsthaft, wie wir den Abend überstehen sollen. Wir stürzen uns dennoch ins Getümmel. Die Aussicht von hier oben ist grandios. Die Sonne versinkt langsam vor unsern Augen hinter den "Hügeln" und verzaubert Shirley Hights in ein kitschiges Abendrot.
Dennoch wissen wir, dass wir an Bord das bessere Bier, den besseren Wein und die bessere Musik haben. Somit überlassen wir die tausend anderen Touristen ihrem Schicksal und fahren wieder in die Bucht von English Harbour zu unserer 'Audrey'.

8.Tag, Montag, 08.05.2006
Antigua-English Harbour

The Day before

Nach dem Frühstück brechen wir auf zum Pineapple Beach Ressort, wo morgen die Hochzeit stattfinden wird.
Wir wollen uns die Location vorher mal anschauen. Stacey, die "Hochzeitsbeauftragte" des Hotels, zeigt den beiden zukünftigen Eheleuten mehrere Optionen, an denen die Trauung stattfinden könnte. Britta und Stefan entscheiden sich für den Gazebo, der etwas oberhalb vom Hotel auf einer Klippe steht. Ein sehr guter Entschluss. Der Ausblick über die Bucht ist traumhaft und hier oben weht eine leichte Brise. Es folgt die Auswahl der Hochzeitstorte, sowie der für die Hochzeitszeremonie schmückenden Blumen.

Zu guter Letzt müssen noch ein paar Daten aufgenommen, sowie Unterschriften geleistet werden, damit die amtlichen Papiere für den nächsten Tag schon vorbereitet werden können. Ja, auch hier in der Karibik geht alles seine geordneten Wege.
Vom Hotel machen wir uns auf den Weg nach St. John - die Hauptstadt von Antigua. Drei menschliche Grundbedürfnisse haben wir auf dem Herzen. Geld, Trinken und Essen. Letzteres finden wir in einem typisch antiguanischen Lokal namens KFC. Eine nahrhafte, wenn auch einfache Küche.
Wir schlendern durch die quirlige Stadt, besichtigen die Kathedrale und die Markthallen, bevor wir uns dann nach einer Cocktailbar umschauen. Ein Einheimischer erklärt uns den Weg dorthin. Nunja, diese Lokalität erinnert mehr an eine Garage, die zur "Trinkhalle" umgebaut wurde, als an eine Cocktailbar. Auch gibt es hier keine Cocktails, sondern nur Flaschenbier. Schmeckt aber auch. Wir haben Spaß mit den Einheimischen, die ebenso dem Biergenuss verfallen sind, und sie mit uns.


Danach geht's zurück nach English Harbour.


Abends dann entern wir ein nettes Lokal in Hafennähe. Die Speisekarte ist vielversprechend, die Bedienung miserabel, das Essen aber super! Wir trinken noch das ein oder andere Bier, bevor wir uns in die Kojen hauen.

9.Tag, Dienstag, 09.05.2006
Antigua-English Harbour

Wedding Day!

Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als Stefan Flögel in einen Hochzeitsanzug. Aber wo will man hier in der Karibik auch einen solchen Anzug herbekommen? Aber dazu später mehr ...
Früh morgens kommt Unruhe an Bord auf. Ein großer Tag liegt vor uns - vor allem aber für das künftige Brautpaar. Wo stecken die überhaupt? Proben sie noch für die Hochzeitsnacht? Wir wissen es nicht.

Nach dem Frühstück nehmen wir uns (Brautpaar Britta & Stefan, sowie Trauzeugen Klaudia und Andreas) ein Taxi, um in den heiligen Hallen des antiguanischen Standesamtes die Formalitäten zu erledigen.
Die klimatisierten Räume der Behörden sind zunächst eine Wohltat.
Britta und Stefan melden sich an, und wir werden freundlich gebeten, in einem großen Konferenzraum Platz zu nehmen. Während die Zeit vergeht, ohne dass irgendwas passiert, fährt Frau Jordan mit ihrem rollenbeschlagenen Sessel durch den Konferenzraum und summt das Brautlied aus 'Lohengrin' von Richard Wagner.

In der Zwischenzeit kommen noch andere Brautpaare in den Raum. Auch sie wollen sich heute oder morgen hier auf Antigua das Ja-Wort geben.

Wir werden aufgerufen. Die Standesbeamtin empfängt uns - vor allem aber das Brautpaar - herzlich. Die Personalien werden aufgenommen, ein paar ergänzende Fragen gestellt, und natürlich die Unterschriften geleistet.
Der Hochzeit von Britta und Stefan steht nichts mehr im Wege.

Da wir die Zimmer (eins für die Jungs, und eins für die Mädchen) erst ab 13:00 in Beschlag nehmen dürfen, fahren wir erst einmal zurück zur Audrey.
Somit begibt sich dann die ganze Hochzeitsgesellschaft gegen Mittag zum Pineapple Beach Ressort.
Wir beziehen unsere (Umkleide-) Zimmer, geschlechtsspezifisch getrennt - wie schon erwähnt. Während die Damen nebenan Vollgas geben und emsig bemüht sind, der Braut eine atemberaubende Lockenpracht beizubringen, machen es sich die drei Herren auf dem Bett bei voll aufgedrehter Klima-Anlage erst einmal bequem und halten ein Nickerchen.

Es wird Zeit. Während die Braut nebenan immer noch im Glauben ist, Ihr Zukünftiger würde Ihr in Shorts und T-Shirt das Ja-Wort geben, bügeln wir derweil Stefan's eingeschmuggelten und bis dahin WIRKLICH als Geheimnis behüteten Hochzeits-Anzug auf.
Fertig! Ungewohnt und dennoch sehr ansehnlich steht er da im feinsten Zwirn, doch wir wollen hier der Braut nicht die Show stehlen...

Während sich die Hochzeitsgesellschaft am Gazebo - der übrigens mittlerweile sehr feierlich geschmückt ist - einfindet, wird die Braut auf den Hügel gefahren. Die stattliche Standesbeamtin stellt sich vor und nimmt den beiden erstmal ein bisschen das Lampenfieber.

Die Trauung beginnt. Es sei mir als Autor und Trauzeuge gestattet einen Begriff, wie 'Romantik' auch mal in einem Törnbericht zu verwenden, denn die Zeremonie ist wirklich romantisch; vor allem, als die beiden - die bis dahin immer noch geglaubt haben, sie kämen mit ein einem einfachen "Ja" oder "Yes" davon - ihren Liebes- und Treueschwur, der jeweils eine ganze DIN-A4-Seite füllt, gegenseitig vortragen müssen - auf Englisch versteht sich. Tränen der Freude fließen. Sie haben es geschafft und gehen von nun ab als Frau und Herr Flögel durch's Leben.


Nachdem Brautpaar und Trauzeugen nun auch ihre Unterschriften geleistet haben, lassen wir im Garten des Hotels erstmal die Korken knallen und stoßen auf das junge Glück an. Die Hochzeitstorte wird aufgebaut, und als erste gemeinsame Handlung als 'Mann und Frau' zerschneiden die beiden diese sofort auch.

Diese Bilder gehen um die Welt - so zum Beispiel direkt ins 7074.67 Kilometer entfernte Arbeitszimmer von Marika und Daniel in Herne, wo es bereits 23:30 ist. Wie das sein kann? Ganz einfach, das Pineapple Beach Ressort verfügt über eine Webcam, vor der wir nun stehen und der daheimgebliebenen Crew von Amwindkurs und Achterspring zuprosten. Sie haben sich alle dort versammelt und erheben nun die Fiege-Flaschen, sowie wir die Champagner-Gläser. Wir trinken gemeinsam über's Internet, als auch dann der Anruf aus Herne mit den herzlichsten Glückwünschen kommt.

- Bild der Webcam -

Bis zum Abendessen ist es noch reichlich Zeit, und somit überprüfen wir die Cocktailbar auf Ihre Tauglichkeit. Ein bisschen gewöhnungsbedürftig schmecken die Cocktails schon, was uns aber nicht davon abhält, ein paar Gläser auf das Wohl des Brautpaares zu trinken.
Als dann das reichhaltige italienische Buffet eröffnet wird, stimmt der Pegel bereits.

 

Der für uns reservierte Tisch liegt unmittelbar am Strand. Meeresrauschen untermalt das köstliche Dinner, während einige Hotelgäste - vornehmlich aus Kanada und USA - es sich nicht nehmen lassen, Britta und Stefan für ihren neuen Lebensabschnitt viel Glück zu wünschen.

Nach dem Essen lassen wir uns in der Open-Air-Lounge des Hotels nieder, trinken ein paar Cocktails, rauchen standesgemäß Zigarren, und freuen uns über den schönen Tag. Im Neudeutsch sagt man hierzu auch 'Chillen'. Während die Hochzeitsgesellschaft also in die Nacht hineinchillt, verschwindet das Brautpaar nahezu unbemerkt ...

Gegen Mitternacht treten wir dann wieder die Heimreise Richtung English Harbour an. Ein traumhaft schöner Tag geht zu Ende.

10.Tag, Mittwoch, 10.05.2006
Antigua-English Harbour -> Mamora Bay 17°00.9'N 62°44.2'W

Route

Der Tag danach

Am Morgen müssen Britta und Stefan nochmal zu den Behörden.
Ihre Reisepässe liegen noch dort. Auf dem Rückweg zum Hafen entdecken wir noch einen großen Supermarkt. Hier gibt es Frischfleisch und alles, was man für einen feudalen Grillabend braucht. Wir schlagen zu:
Gegen Mittag ist die Audrey samt Crew klar zum Auslaufen.
Wir haben uns für heute kein großes Tagesziel gesetzt. Wir wollen erstmal raus aus English Harbour

Nicht, dass es hier nicht schön war, aber schließlich wollen wir ja auch mal wieder ein bisschen segeln. Auch haben die Mücken in der Bucht von English Harbour sich mittlerweile bei mir reichlich bedient, und nach meiner Schätzung dürfte ich überhaupt kein Blut mehr im Körper haben. Katja geht es genauso, obwohl sie sich nachts tapfer gewehrt hat.
Wir melden uns beim Hafenmeister ab, der es wieder schafft, mit einer Mischung von Unfreundlichkeit, Lächeln und Gelassenheit irgendwie sympathisch zu wirken. Lässt sich schwer erklären ...
Wir nehmen jedenfalls Kurs auf die nahe gelegene Mamora Bay.

In Luftlinie sind es wirklich nur ein paar lächerliche Seemeilen, doch leider weht der Wind genau aus der Richtung, in die wir müssen. Also kreuzen wir bei 3 Windstärken unserem heutigen Ziel entgegen.

Die Einsteuerung in die Mamora Bay soll laut aktuellstem Törnführer ausgetonnt sein. Nun, so schnell können sich die Gegebenheiten ändern. Keine Tonne weit und breit. Die Einfahrt ist von Klippen gesäumt und wirklich nicht breit. Langsam tasten wir uns voran.
Wir gehen auf 4 Meter Tiefe vor Anker. Außer uns liegen hier noch zwei andere Yachten, die aber "unbewohnt" sind. Sieht man vom nahe gelegenen Hotelstrand mal ab, dann sind wir hier so gut wie alleine in der Bucht.
Badeparty !!!!

Abends schmeißen wir den Außenbordgrill an und genießen die Stille um uns herum.

11.Tag, Donnerstag, 11.05.2006
Antigua-Mamora Bay

Unterwasser

Da wir immer noch nicht ausklariert haben, fahren Stefan und Andreas morgens mit einem Taxi nochmal nach English Harbour. Nachdem wir dort die Formalitäten erledigt haben, schauen wir im Internetcafe vorbei, um mal nach elektronischer Post zu schauen. Scheint uns keiner zu vermissen. Wir schlürfen noch 2-3 'Red Stripe' in der Marina-Bar, bevor wir uns wider auf den Rückweg machen.
Unterwegs wollen wir noch unsere verbliebenen EC$ Dollar loswerden, da wir bei unserem weiteren Törnverlauf nur noch Euros brauchen werden.

An dieser Stelle sei vielleicht einmal erwähnt, dass wir es während unseres Törn mit drei verschiedenen Währungen zu tun haben, die da sind Euro(€), US-Dollar(US$) und der East Caribbean Dollar (EC$). Nicht leicht für unsere Bordkassenverwalterin Klaudia Jordan, die sich aber dadurch hilft, indem sie alle Ausgaben in einer vierten virtuellen Währung mit der Bezeichnung "Gujambels" umrechnet. Wer genauer wissen will, wie das funktioniert, möge sich bitte direkt an Klaudia Jordan wenden. Telefonnummer geben wir gerne heraus.
Wir entdecken also auf dem Rückweg zur Mamora Bay einen kleinen Supermarkt. Was liegt näher, als das restliche Geld in Naturalien, also Bier und Rum, umzutauschen. Wir packen also einige Kisten 'Red Stripe', das wir mittlerweile sehr lieb gewonnen haben, und drei Flaschen echten English-Habour Rum in den Kleinbus. Ab in die Bucht! So ein netter Einkauf ist an Bord natürlich immer willkommen.

Den Nachmittag verbringen wir auf, im und unter Wasser. Hierbei versuchen wir unsere Schnorchelkünste an einem kleinen Riff, das Bestandteil der Mamora Bay ist. Es erwartet uns eine Fischwelt, die uns im Wasser fesselt, bis uns Schwimmhäute wachsen. Kleine bunte Fische und sogar Lobster (!) hinter dem Riff und große erwachsene Fische vor dem Riff, wo man durch eine kleine Lücke in den Klippen hingelangt. Absolut empfehlenswert.

Unser letzter Tag auf Antigua geht zu Ende.

12.Tag, Freitag, 12.05.2006
Mamora Bay -> Guadeloupe - Anse Deshaies 16°18.49'N 61°47.8'W

Route

Nur 46 sm bis Europa

Schon um 06:15 lichten wir den Anker, durch die enge Riffpassage verlassen wir die Mamora Bay. Unser heutiges Tagesziel ist der Norden von Guadeloupe. Guadeloupe ist ein vollintegrierter Teil des französischen Staates und damit auch Teil der Europäischen Union. Es geht also quasi wieder nach Hause. Den eifrigen Leser, der bis hierhin durchgehalten hat und der sich nun ängstigt, dass dieser Törnbericht nun zu Ende sei, kann ich beruhigen. Wir werden noch ein paar Tage unterwegs sein.
Der Wind verhält sich heute allerdings so launisch, dass ich befürchte, wir werden die verbleibenden Tage irgendwo zwischen Antigua und Guadeloupe verbringen. Im Verlaufe des Tages weht der Wind nicht nur mit 1-6 Bft sondern kommt auch aus E, SE, SW, W, SE. Es kommt keine Langeweile auf. Wir reffen, reffen wieder aus, fahren mit Motor, setzen wieder die Segel, usw...

Um 16:40 fällt der Anker in der Bucht von Anse Deshaies. Es ist nicht gerade leer hier, dennoch werden wir mit einer idyllischen Kulisse belohnt.
Buggi hat das Angelfieber gepackt. Wir machen das Dingi klar und fahren in den vorderen Teil der Bucht. Leider haben wir hier keinen Erfolg. Zurück zur Audrey. Hier versuche auch ich mal mein Glück mit der Angel. Tatsächlich beißt auch nach kurzer Zeit ein kleiner silberner Fisch (kein Silberfisch) an. Nun, meine Versuche, ihn vom Angelhaken zu befreien und ihn dann zu erschlagen, gleichen einem Massaker.
Insgesamt holen wir 10 von den Fischen aus dem Wasser.
Heute gehen wir im Ort essen. Hierzu suchen wir uns ein Lokal, in dem uns eine Dame mit grünem Kittel und Lockenwicklern empfängt - anscheinend die Chefin. Eine Speisekarte gibt es nicht. Catch of the day ist hier angesagt. Wir bestellen Fisch, Gemüse und Huhn. Die Küche ist einfach, aber lecker - karibisch eben.
Danach leeren wir noch ein paar Dosen Becks an Bord.

13.Tag, Samstag, 13.05.2006
Guadeloupe - Anse Deshaies

- Ruhetag -

14.Tag, Sonntag, 14.05.2006
Anse Deshaies - Ilets à Goyaves 16°10.1'N 61°47.5'W

Route

Nachts im Naturschutzgebiet

Ein kurzer Segeltag liegt vor uns. Wir wollen in die Ankerbucht Malendure, keine 9 sm von Deshaies. An der Insel Goyaves, die direkt vor der Bucht liegt, machen wir einen Zwischenstop. Hier gibt es ein paar Mooringbojen, an denen man tagsüber festmachen kann. Die Insel gehört zum Cousteau-Nationalpark mit einer völlig intakten tropischen Unterwasserwelt. Ab ins Wasser also ! Das Wasser ist kristallklar. Wir finden uns in einem riesigen Fischschwarm wieder. Die Fische haben sich mittlerweile an die neugierigen Menschen gewöhnt, und gehen mit uns auf "Tuchfühlung". Ein komisches Gefühl. Wir fühlen uns regelrecht belästigt.
Nach dem Schnorcheln machen wir die Audrey klar zum Weiterfahren. Unter Motor fahren wir weiter in die nahe glegene Ankerbucht. Es ist zwar nicht sehr voll hier, aber der Grund hält nur mäßig bis gar nicht. Die Schiffe, die hier schon liegen, haben entsprechend Kette gesteckt, zum Teil mit Heckleine zum Ufer.

Wir finden einfach keinen vernünftigen Ankerplatz für die Audrey. Somit gehen wir wieder an die Mooringboje, an der wir schon heute Nachmittag lagen.

Eigentlich ist sie nur als "Tagesankerplatz" ausgewiesen und auch der Törnführer rät von einem nächtlichen Festmachen ab. Dennoch scheint mir dies die einzig vernünftige Alternative zu sein. Etwas unheimlich ist es schon. Unsere Yacht schwojt kein 10 Meter von der nahe gelegenen Felswand der Insel.
Abends gibt es frisch gefangenen Fisch.

Mehrmals nachts kontrolliere ich den Abstand zum Felsen. Alles gut.

15.Tag, Montag, 15.05.2006
Ilets à Goyaves -> Terre-de-Haut - Anse à Cointe 15°51.65'N 61°36.1'W

Route

Die Inseln der Heiligen

Um 10:00 schmeißen wir die Mooringleine los. Ich gebe das Kommando zum Rückwärtsfahren. Dabei vergesse ich allerdings erstmalig das Dingi, das wir lose am Heck befestig haben. Und es kommt, wie es kommen muß. Die Leine vom Dingi verfängt sich in der Schraube der Audrey. Auskuppeln ! Doch zu spät. Die Leine hat bereits ein paar Umdrehungen gemacht. Die Schraube steht. Wir sind manövrierunfähig. Also schnell das Vorsegel hoch, damit wir von dem Felsen wegkommen. Währenddessen springt Buggi beherzt mit einem Messer ins Wasser. Nicht ganz ohne Blessuren schafft er es, die Leine aus der Welle und aus der Schraube zu schneiden.
Wir segeln Richtung Basse-Terre.

Die Marina Port de Riviere Sens ist unser Ziel. Schon im Törnführer erweist sich die Ansteuerung der Marina aufgrund der geringen Wassertiefe an der Mole als schwierig. Wir tasten uns langsam vor. In der Marina zeigt unser Tiefenmesser teilweise 0.0 ft. an Zweimal haben wir schon den Sand gespürt. Es ist uns zu unheimlich. Wir verschwinden. Draußen auf Rede ist es auch nicht besser. Die Küstenbank fällt steil ins Meer ab. Hier finden wir keinen vernünftigen Halt.
Um 15:45 entscheiden wir uns, noch bis zu den Les Saintes, den Inseln der Heiligen, vorzustoßen. Hier gibt es genügend Ankermöglichkeiten. 10 Seemeilen sind es nur noch.

Sobald wir aus der Abdeckung von Guadeloupe kommen, spüren wir die bekannte Atlantikwelle. Der Wind kommt mit 5-6 Bft aus SE. Wir müssen also voll gegenan. Zudem versetzt uns der östliche Strom zwischen Guadeloupe und den Ilets les Saintes. Mehr als eine Stunde versuchen wir den Kampf gegen Wind, Strom und Welle. Wir segeln zwar mit mächtig viel Speed, aber wir laufen keine Höhe mehr. Wir kapitulieren und laufen die restlichen 2 Seemeilen unter Maschine. Um 18:15 fällt der Anker in der Anse a Cointe.
Erschreckend stellen wir fest, dass sich unsere Biervorräte dem Ende neigen.

16.Tag, Dienstag, 16.05.2006
Terre-de-Haut - Anse à Cointe -> Terre-de-Haut - Anse du Bourg

Da war die Audrey fort ...

An diesen Tag werden wir uns wohl noch lange nach dem Törn erinnern.

Nach einem ausgiebigen Frühstück lichten wir den Anker. Ganz in der Nähe gibt es eine "Wassertankstelle". Beide Wassertanks sind fast leer. Wir gehen an die Mooringboje , an der auch schon der Wasserschlauch bereit liegt. Über UKW-Kanal 68 versuche ich mit Jerome, dem auch die Bar am Strand gehört, Kontakt aufzunehmen. Das Funkgerät bleibt still. Also machen Stefan und ich das Dingi klar - nur mit Paddeln. Wir haben mächtig viel Seitenwind, und mit der Paddelkoordination klappt es auch nicht so ganz.
Nun, irgendwann erreichen wir das Ufer und machen uns in der Strand-Bar auf die Suche nach menschlichem Leben. Der Betreiber Jerome, ein klassischer Aussteiger-Typ, dreht das Wasser auf. Da die Audrey insgesamt 600 Liter Wasser aufnehmen kann, haben Skip & Co genügend Zeit für zwei kühle Bier an der Bar. Nach einer halben Stunde meldet sich Katja über Funk: "Tanks sind voll." Ok, wir bezahlen und nehmen noch ein paar kühle Bierchen für die an Bord gebliebenen mit.

Wir setzen unseren gewaltigen Tagesschlag von insgesamt 2 Seemeilen fort. Wir wollen in die Anse du Bourg, um uns in Bourg des Saintes noch mit frischen Lebensmitteln und vor allem mit frischen Bier zu versorgen.
Wir finden einen geeigneten Ankerplatz nordöstlich des Ferrypiers.

Während die Maschine noch mit halber Kraft rückwärts läuft um den Anker sicher einzugraben, überzeuge ich mich wie immer selbst von der Situation unter Wasser. Die Kette ruckelt nicht. Der Anker hat sich schön im Sand eingegraben. Kein Grund zur Sorge also.
Wir machen uns landfein und setzen mit dem Dingi über in den Ort.
Bourg des Saintes ist ein malerischer Ort und ist ein beliebter Treffpunkt für Segler aus aller Welt. Der Ortskern besteht aus kleinen Cafes, Boutiquen, Galerien und Restaurants. Wir schlendern die Straßen rauf und runter und stürmen zu letzt einen kleinen Lebensmittelmarkt.

Leider gibt es hier nur Heineken-Bier :-( Nun ja, besser als nichts. Da nicht die ganze Crew und die Einkäufe in das Dingi passen, fahre ich zunächst mit Katja, Klaudia und Sigi zur Audrey. Als ich mir sicher bin, ganz in der Nähe unseres Ankerplatzes zu sein, werde ich zunehmend nervös. Wo ist unser Schiff? Alle halten Ausschau. Ich erkenne das Tauchboot wieder, das in unmittelbarer Nähe zu unserem Ankerplatz fest an einer Mooringboje liegt. Wo ist Audrey? Ich merke, dass mein Puls anfängt, zu rasen. Sowas gibt's doch gar nicht. Während ich vor meinem geistigen Auge die Audrey mit einem riesigen Leck irgendwo auf einer Felsklippe sehe, entdecken wir ca. 1 sm von uns entfernt eine Yacht, die von zwei Dingis begleitet wird. Ist sie das? Größe und Farbe stimmen. Beladen mit 3 Frauen, kistenweise Obst, Gemüse und Baguette fahre ich der kleinen Armada entgegen. Sie steuern direkt in unsere Richtung. Das ist sie !!! Was um alles in der Welt ist geschehen ?
Am Steuer steht ein drahtiger und souverän wirkender Skipper. Während er mit einem müden Lächeln ruft:" Is that your Boat?", stößt der Typ mit dem Dingi an der Backbordseite irgendwelche französischen Flüche aus. Ich verstehe kein Wort, von dem was er da faselt. Unser Retter meint, wir sollten ihn gar nicht beachten.
Als er meint, 10 m Wassertiefe gefunden zu haben (alle Navigationsinstrumente sind aus) springt er zum Bug und wirft den Anker. Die Kette rauscht aus und er fährt den Anker in den Grund. Ein perfektes Einhand-Manöver. Audrey ist wieder da. Ich lasse mir von Mike, dem Retter der Audrey in Ruhe erklären, dass er gesehen hat, wie das Schiff sich langsam vom Ankerplatz entfernte. Als er merkte, dass weder auf dem Schiff noch in unmittelbarer Nähe irgendjemand Anstalten machte, die Situation zu ändern, Sprang er mit seinem Nachbarlieger ins Dingi und nahm Kurs auf die mittlerweile eine halbe Seemeile entfernte Audrey. Angeblich hat das Schiff dabei eine weiter draußen liegende Yacht gestriffen, deren Skipper immer noch schimpfend wie ein französischer Rohrspatz um uns herum fährt. Er hat wohl auch über Funk die Küstenwache informiert, aber keine Anstalten gemacht, in das Geschehen einzugreifen.
Also setze ich mich ans Funkgerät und bekomme gerade noch irgendwas von "Securite" und "Audrey" mit - alles auf französchich. Ja, spinnen die denn hier? Wie kann man denn eine Sicherheitsmeldung in französischer Sprache aussenden? Ich schalte mich ein und melde mich als Skipper der Audrey, versuche auf englisch zu erklären, dass das Boot wieder sicher vor Anker liegt. Keine Antwort. Nun, die Vorurteile bzgl. Franzosen und englischer Sprache scheinen sich zu bewahrheiten.
Ich lasse mir den Bootsnamen unseres Südafrikanischen Retters geben, und verspreche, dass ich nachher mal vorbeikomme. Der brüllende Franzose hat sich mittlerweile verkrümelt. Sollte er nicht nur einen Schaden am Kopf sondern auch am Boot haben, wird er sich schon melden. Aber das wird nicht passieren.

Mittlerweile ist auch der Rest der Crew eingetroffen. Ich bin immer noch total benebelt und brauche erstmal ein Bier. Becks ist scheinbar leer, ein Heineken tut's auch. Bis heute bin ich der Meinung, dass sich der Anker nicht einfach nur so losgerissen hat, sondern, dass ein anderes Boot beim Ankermanöver unsere Kette erwischt hat.
Nunja, es ist zum Glück nochmal alles gut gegangen. Einen Schaden können wir an der Audrey auch nicht feststellen.
Auf den Schreck hin veranstalten wir erstmal eine Badeparty und beschließen, auch den morgigen Tag hier zu verbringen und die Insel zu erkunden.

Abends fahre ich mit einer Flasche Rum und einer Flasche Whiskey zu den beiden Helden des Tages. Von dem Mike lasse ich mir erzählen, dass er im Jahre 1999 mit seiner Familie Kapstadt den Rücken gekehrt hat und seitdem mit der Gilana um die Welt segelt. Seine absolut lesenswerte Internet-Seite findet Ihr hier.

 

17.Tag, Mittwoch, 17.05.2006
Terre-de-Haut - Anse du Bourg

Strandtag

(Da am heutigen Tage nichts Spektakuläres geschehen wird, sei mir an dieser Stelle erlaubt, eine Bewunderung für alle diejenigen Leser auszusprechen, die bis hierhin tatsächlich den ganzen Text gelesen haben. Gleichzeitig kann ich versprechen, dass wir unser Ziel fast erreicht haben, und dass einem Happy End auch noch ein böses Erwachen bezüglich Becks-Bier vorhergehen wird.)

Eigentlich wollten wir heute alle mit motorisierten Untersätzen (Mopeds) die Insel erkunden. Trotz karibischer Gelassenheit, fragt man allerdings auch hier nach einem gültigen Führerschein. Da ausser Stefan anscheinend niemand einen solchen mit in den Urlaub genommen hat, fährt er mit Britta alleine über die Insel, während alle anderen sich für einen Strandtag rüsten.
An dieser Stelle erspare ich mir weitere Details, um den Törnbericht nicht unnötig in die Länge zu ziehen :-) .
Nach der Aufregung von Gestern fällt es ohnehin schwer, etwas Spannendes zu schreiben.

Abends stillen wir unseren Hunger in einer netten Pizzeria im Ort.
Morgen geht es zurück nach Guadeloupe.

18.Tag, Donnerstag, 18.05.2006
Terre-de-Haut -> Guadeloupe - Pointe a Pitre 16°10.15'N 61°30.88'W

Route

Final Destination

Um 08:00 Uhr lichten wir den Anker. Für unsere letzten 22 Seemeilen haben wir optimale Bedingungen. 3-4 Windstärken aus Ost. Ein bisschen Wehmut begleitet uns auf unserer Fahrt. Der letzte Segeltag.
Da wir flott unterwegs sind und für die ersten 18 Meilen nur knappe 2,5 Stunden gebraucht haben, lassen wir es uns nicht nehmen, für einen Badestop die idyllisch kitschig anmutende Insel "Ilet du Gosier" anzulaufen.
Da das Eiland von Riffen umsäumt ist, muss man hier bei der Ansteuerung mit allen Sinnen navigieren.
Nachdem wir einen guten Ankerplatz gefunden haben, verbringen wir hier ein paar Stunden mit Faulenzen, Baden, und einer Inselbesichtigung.

Zum letzten Mal lichten wir den Anker und nehmen Kurs auf die Marina Bas Du Fort auf Guadeloupe. Knappe 10 Seemeilen sind es noch bis zu unserem Ziel.
Stefan, dem ich an dieser Stelle schon mal mein Lob und Dank für seine Funktion als Co-Skipper aussprechen möchte
, übernimmt zum letzten Mal das Ruder.
Doch leider ist das Anlegemanöver nicht ganz so einfach. Der hintere Teil der Marina, in dem die Sunsail-Basis angesiedelt ist, ist stark verschlammt. Die Audrey macht mehrere Grundberührungen.

Die Sunsail-Crew ruft uns vom Steg aus, wie und wo wir rückwärts an die Pier müssen. Demnach müssen wir uns mit voller Kraft rückwärts, mit schleifendem Kiel in eine ca. 2 Meter breite Lücke bugsieren - bei einer Schiffsbreite von 4,30 Meter !
Stefan - nach bestem Willen bemüht - bleibt immer wieder im Schlick stecken. Ein Sunsail Skipper kommt an Bord und widersetzt sich innerhalb von 2 Minuten fast allen "Don'ts", die in unserem Chartervertrag stehen.
Er nimmt ca. 100 Meter Anlauf und 'schleift' das Schiff mit aller Gewalt in seine Parklücke. Noch ehe die Crew die Fender an die nötigen Stellen ausbringen kann steht die Audrey am Steg. Der Begriff 'stehen" ist sicher nicht seemännisch, aber er ist zutreffend. Keine Bewegung ist mehr im Schiff. Mit dem Ausbringen der Landfesten können wir uns Zeit lassen. Die Audrey kommt ohne Motorkraft keinen Zentimeter nach vorne oder hinten. Sie steckt wahrlich in der Scheiße fest - denn wir müssen bei einer solchen Marina davon ausgehen, dass der Hafengrund nicht nur aus Schlamm besteht ...
Um 16:15 mache ich meinen letzten Logbuch-Eintrag.

19.Tag, Freitag, 19.05.2006
Guadeloupe - Pointe a Pitre

Ab in den Urwald

Nach einem ausgiebigen Frühstück mieten wir uns bei einer nahe gelegenen Autovermietung einen Wagen, in den eine siebenköpfige Crew bequem hineinpasst.
Wir erkunden den schönsten und wohl auch den grünsten Teil der Insel und erfreuen uns an der Botanik im Urwald.

Bei unserer kleinen Wandertour versuchen wir bis auf die Spitze der "La Soufrière", dem höchsten Vulkan mit ca. 1460 Metern zu gelangen. Aber wie alle Frauen, lässt sich auch dieser Berg nur schwer bezwingen. Wir schaffen es nicht bis zum Gipfel, da wir befürchten, den Abstieg im Dunklen vornehmen zu müssen.

Kehrt marsch und Kurs Richtung Bas Du Fort.
Heute essen wir im Restaurant, das quasi direkt hinter dem Heck der Audrey liegt. Das Essen ist wirklich gut und befriedigt jeden Geschmack.
Wir vernichten noch ein paar Cocktails, Wein und Bier und genießen den letzten Abend unseres Urlaubs.
An Bord machen wir's uns nochmal in der Plicht gemütlich.
Völlig übermüdet schlafe ich auf der Backskiste ein ...

20.Tag, Samstag, 20.05.2006
Guadeloupe - Pointe a Pitre -> Paris

Back to Germany

Da unser Flieger erst gegen 19:00 geht, haben wir noch jede Menge Zeit zum Frühstücken und Aufklaren der Yacht.
Wir besuchen das Meeres-Aquarium in der Marina, in dem es vom Taschenkrebs bis hin zum Stachelrochen und Hai fast alle Bewohner des Atlantiks zu bewundern gibt. Ein bisschen Leid tun einem die armen Tiere in ihren engen Behausungen dann doch schon - obwohl meine Koje in den letzen drei Wochen auch nicht gerade besonders groß war ...
Zurück an Bord beginnen wir langsam mit dem Aufräumen und Packen. Unsere Reisetaschen befinden sich alle in der Backskiste, auf der ich die letzte Nacht verbracht habe.

Buggi angelt sie mit Hilfe des Bootshakens aus dem fast zwei Meter tiefen Versteck. Dann die "Schlüsselfrage" des Törns: "Warum ist die verdammte Tasche denn so schwer?" Gemeint ist sein eigener Tauchrucksack, den er mit dem Bootshaken nicht nach oben bekommt.
Bevor er die Frage überhaupt beenden kann, rutscht mir das Herz in die Hose, und ich befürchte mein letztes Stündlein hat geschlagen!
Plötzlich befinde ich mich wieder am Beginn unseres Törns. Es ist Dienstag, der 02. Mai 2006. 10:43 Uhr in der Great Bay von St. Maarten:
Wir haben all unsere Einkäufe erledigt. Während Buggi und Stefan die Einkäufe von Land nach und nach mit dem Dingi an Bord bringen, versuche ich - alleine an Bord - die 15 Paletten Becks-Bier unterzubringen.
13 Paletten konnte ich erfolgreich verstauen. Bilge und Kühlschrank sind voll.
Die übrigen Stauräume sollen noch mit den restlichen Lebensmitteln befüllt werden. Aber wo lass ich diese zwei übrig gebliebenen Paletten ???
Da fällt mir Buggi's Tauchrucksack ein. Er hat genau die richtige Größe. Also, rein damit, und ab in die Backskiste.


Ich glaube, ich brauche dem deutschen Leser und Bierkenner nicht erklären, was in diesem Moment in meinem Kopf vorgeht, als ich quasi kurz vorm Abflug die Frage höre: "Warum ist die verdammte Tasche denn so schwer ?"
Wir mussten uns die letzte Woche von H E I N E K E N ernähren, weil uns das B E C K S ausgegangen ist !!!
Dabei hatten wir noch ganze zwei Paletten von dem edlen deutschen Gebräu an Bord. Ich habe in der letzten Nacht sogar drauf geschlafen!

Während ich mir Gedanken machen, ob mein Grabstein nun von einer holländischen oder deutschen Brauerei gesponsert wird und Buggi sich fragt wie viele Jahre er wohl für Lynchmord absitzen muss, drängt sich schon das nächste Problem auf:
Unser Flug wurde um 2,5 Stunden nach vorne verlegt, was ich beiläufig von einem Skipper eines anderen Boots mitbekomme.
Jetzt aber Gas geben !!! Keine Zeit mehr dem Bier hinterherzutrauern - geschweige, es denn zu vernichten.
Schnell packen und umziehen. Da wir nicht alle zusammen mit Gepäck in unseren Mietwagen passen, bringt Stefan zunächst die Mädles mit dem Gepäck zum Airport. Trotz der großen Gefahr, bleibe ich mit Buggi alleine an Bord zurück. Wir klaren das Schiff auf, packen unsere letzten Sachen und machen die Bootsübergabe.
Der Sunsail-Skipper gibt sich völlig relaxt.
Nichts wird kontrolliert. Das Ausfüllen des Bogens für "Kundenzufriedenheit" scheint ihm wichtiger, als irgendwelche Mängel an Bord zu finden.
Wir lassen ihm die übrig gebliebenen Lebensmittel, sowie einen großen Teil von unserer Becks-Reserve da und verabschieden uns.
Kurze Zeit später taucht Stefan wieder aus, und wir fahren unter großem Zeitdruck zum Flughafen.
Es ist wie im Märchen. Am Ende wird alles gut. Wir schaffen es noch, fast als letzte an Bord der Maschine zu kommen, die uns nach Paris bringen soll.
Hierbei soll mal erwähnt sein, dass wir wohl mit dem ältesten Fluggerät (Boeing 737-300), das Air France aufzubieten hat, unsere Heimreise antreten.

21.Tag, Sonntag, 21.05.2006
Paris - Düsseldorf

Zurück in Deutschland

Nach einer unbequemen Nacht und fast schlaflosen Nacht, landen wir früh morgens in Paris auf dem Flughafen Orly. Nach einer morgendlichen Dose Becks geht es dann mit einem Bus weiter zum Flughafen Charles de Gaulles.
Von dort geht es dann gegen Mittag endgültig wieder nach Düsseldorf.
Katja und ich wissen bereits, dass uns unsere Freunde Diane, Marika, Daniel, Richard und Torsten dort abholen werden. Unser frisch verheiratetes Ehepaar und der Rest der Crew wissen davon nichts.
Herzlich werden wir empfangen. Es gibt Sekt und Bier.
Obwohl wir todmüde sind, feiern wir unseren schönen Urlaub und unsere Rückkehr noch ausgiebig im Garten von Jordans.

 

Epilog

Viele sind an dieser Stelle bestimmt des Lesens überdrüssig. Dennoch lasse ich es mir nicht nehmen, ein Nachwort an die treuen Leser - vor allem aber an meine tolle Crew zu richten.
Dieser Törn war mein Skipper-Debüt. Ich habe einige Zeit in die Vorbereitung investiert und war stets bemüht, die Crew von Anfang an allem teilhaben zu lassen.
Ich bin mir dessen bewusst, dass ich sicher nicht alles hundertprozentig ausführen konnte, dennoch hoffe - und weiß ich - dass dieser Törn allen Beteiligten sehr gut gefallen hat.
An dieser Stelle, an der ich nach fast zwei Jahren diesen Törnbericht schließe und auch mittlerweile auf viele andere Törns zurückblicke, erzähle ich sicher nichts Neues, wenn ich darauf hinweise, dass ein Erfolg eines solchen Törns ein Produkt von Teamwork ist.
Als Skipper musste ich viele Entscheidungen alleine treffen - trotz manchem Widerspruch. Ich hatte aber eine Crew, die wenn es darauf ankam, hinter mir stand.
Das ist nicht selbstverständlich, und das ist auch der Grund, weshalb ich es hier nochmal so explizit erwähne.
Hiermit möchte ich nun schließen und freue mich auf viele neue Törns mit Euch.
- Andreas -


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